Stichfeste Fakten zu bekannten Mücken-Mythen (2024)

Viele Menschen, die an langen Sommerabenden in kurzer Kleidung draußen sitzen - für Stechmücken kann es kaum schöner sein. Die zahlreichen Regenfälle in diesem Jahr führen nach Angaben von Experten dazu, dass ungewöhnlich viele von ihnen unterwegs sind. Welche Tricks helfen und welche Mythen halten sich hartnäckig?

Behauptung: Mücken mögen süßes Blut.

Falsch! Mückenexperte und Biologe Helge Kampen sieht bei dieser Aussage gleich zwei Fehler: Es gebe kein süßes Blut und Mücken würden sich nicht an Blut orientieren, sondern an Gerüchen. Dabei reagieren sie auf bestimmte Geruchskombinationen oder «Duftco*cktails», wie sie Kampen nennt. Diese co*cktails ergeben sich laut Kampen aus zwei Komponenten: zum einen aus der verbrauchten Atemluft, also Kohlendioxid, zum anderen aus dem Duft, der über die Haut abgegeben wird.

Dabei gibt es nach Worten des Experten vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) Unterschiede bei der «Attraktivität» eines Menschen. «Wir haben in Deutschland 52 Stechmückenarten, die sich zum Teil unterscheiden», sagt Kampen. Es könne durchaus vorkommen, dass ein Mensch in einer bestimmten Region von vielen Stechmücken gestochen werde, in einer anderen Region dagegen weniger.

Behauptung: Wer Alkohol trinkt, zieht mehr Mücken an.

Stimmt! Wer sich an einem lauen Sommerabend gerne ein Bier oder einen Aperol genehmigt, sollte sich der Wirkung von Alkohol auf den eigenen Körpergeruch bewusst sein. «Der Alkohol führt dazu, dass unsere Venen geweitet werden und dadurch die Durchblutung und auch die Schweißproduktion erhöht wird», erklärt Insektenforscherin und Mückenexpertin Doreen Werner. Der Schweißgeruch sei dann der Lockstoff, auf den Mücken reagieren, führt die Biologin weiter aus.

Mehrere Studienergebnisse belegen das, unter anderem eine der American Mosquito Control Association. Der Verband für Mückenkontrolle ließ mehrere Probanden ein Bier trinken, andere blieben dagegen nüchtern. Den Mücken wurde dann ein Arm einer nüchternen und ein Arm einer angetrunkenen Person präsentiert. Das Ergebnis: Mehr Mücken landeten auf jenen Probanden, die zuvor ein Bier getrunken hatten.

Behauptung: Mücken werden von Licht angezogen.

Fast gar nicht! Es gebe nur ein paar Mückenarten, die auf Licht reagieren, sagt Mückenexperte Kampen. Aber auch bei diesen wirkten Reizstoffe wie CO2 oder Duftstoffe der Haut stärker. Zusätzlich könnten Mücken die Temperaturen von Menschen auf kürzere Distanzen registrieren. Je näher eine Mücke demnach kommt, desto eher kann sie einen Menschen ausfindig machen. Wer abends also aus Vorsicht eher im Dunkeln durch die Wohnung läuft, sollte wissen: «Mücken kommen auch rein, wenn das Licht aus ist», so Kampen.

Das Umweltbundesamt (Uba) ⁠schreibt auf seiner Website zu Stechmücken, dass die im Handel angebotenen UV-Lampen im Außenbereich verboten sind. Grund ist demnach, dass «Mücken kaum vom UV-Licht angezogen werden». Stattdessen würden viele gefährdete Insektenarten wie zum Beispiel bestimmte Nachtfalter angelockt und getötet.

Behauptung: Bestimmte Duftstoffe halten Mücken fern.

Stimmt! Allerdings muss nach Worten von Insektenforscherin Werner nicht jeder Abwehrstoff die gleiche Wirkung haben. Denn Menschen würden unterschiedlich viel CO2 und andere Gerüche abgeben und seien daher unterschiedlich attraktiv für Mücken. «Der eine sagt, ich kann mich mit Lavendelöl einreiben, der nächste sagt, ich muss Knoblauch essen und der dritte braucht schon die chemische Keule aus der Apotheke», erklärt Werner. Was genau für jeden Einzelnen das Mittel der Wahl sei, könne nur durch Ausprobieren herausgefunden werden.

Die Abwehrstoffe müssten aber grundsätzlich richtig dosiert sein, damit sie einerseits verlässlich wirkten und andererseits verträglich für die Haut seien, erklärt Biologe Kampen. Bei Anti-Mücken-Mitteln sei der Vorteil, dass die verwendeten Stoffe standardisiert und damit die Wirksamkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit gegeben sei. Diese Mittel, die vor allem auf die Haut aufgetragen werden, könnten Mücken meist mehrere Stunden fernhalten, erklärt Kampen. Irgendwann lasse die Wirkung dann nach.

Behauptung: Spucke lindert den Juckreiz von Mückenstichen.

Stimmt teilweise! Dabei werde der Juckreiz nicht wegen der Spucke selbst gelindert, sondern wegen des kühlenden Effekts, erklärt Allergologe Mathias Sulk. Spucke sei aber kein «Allheilmittel», sagt der Leiter der Allergologie am Universitätsklinikum Münster. Denn mit ihr könnten auch Bakterien der Mundschleimhaut auf die Haut kommen. Vor allem bei aufgekratzten Mückenstichen sei das nicht gut. Sulk rät deshalb: «Ich würde eher Wasser darauf geben. Das verdunstet auch und hat entsprechend denselben kühlenden Effekt.»

Neben dem Kühlen soll auch gezielt eingesetzte Wärme Linderung verschaffen. Extra dafür konzipierte Hitzestifte geben für ein paar Sekunden einen Temperaturstoß ab. «Diese Hitze erzeugt einen Schmerzreiz und dieser führt dazu, dass der Juckreiz überdeckt wird», erklärt Sulk. Wichtig sei, die medizinischen Hitzestift-Produkte zu verwenden und nicht etwa einen Löffel am Feuerzeug zu erwärmen und diesen auf den Stich zu halten. Dann könne es schnell zu Verbrennungen kommen, erläutert der Mediziner.

Ob Kälte oder Hitze besser den Juckreiz lindert, ist vor allem eine subjektive Empfindung und von Person zu Person unterschiedlich, wie der Allergologe sagt. Es gebe keine Studien, die untersucht hätten, was besser wirkt. Aber: «Man weiß, dass beides wirkt.»

Behauptung: Mücken hier sind nicht so gefährlich wie in anderen Ländern.

Stimmt - wobei sich im Zuge des Klimawandels viel verändert! Mücken gelten allgemein als die gefährlichsten Tiere der Welt: Vor allem durch die Verbreitung von Krankheiten wie Malaria, Dengue- und Gelb-Fieber «tötet die Stechmücke mehr Menschen als jedes andere Lebewesen auf der Welt», heißt es bei der US-Gesundheitsbehörde CDC.

In Deutschland müssten sich Menschen vorerst keine großen Sorgen machen, sagt Mückenexperte Kampen. «Stechmücken-übertragene Erreger sind in Deutschland tatsächlich noch eine Seltenheit.» Mit im Zuge des Klimawandels droht sich das allerdings zu ändern - weil sich sowohl bestimmte Erreger als auch Mückenarten aus wärmeren Regionen hier immer wohler fühlen.

Die seit einigen Jahren in Deutschland vorkommende Asiatische Tigermücke zum Beispiel sei ein «guter Überträger von vielen gefährlichen Viren» wie Dengue- und Zika-Virus, erklärt der Biologe. Bisher sei aber kein Fall bekannt, bei dem eine der Krankheiten von einer solchen Mücke hierzulande übertragen wurde. In südlicheren Ländern wie Italien gab es solche Übertragungen bereits.

Bereits recht weit verbreitet in einheimischen Stechmücken-Populationen ist das West-Nil-Virus, das 2018 erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde. Die meisten Infektionen beim Menschen verlaufen laut Robert Koch-Institut (RKI) symptomlos, etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung, etwa jeder Hundertste bekommt eine Hirn- oder Hirnhautentzündung.

In Deutschland wurden 2023 sechs Infektionen erfasst - Experten gehen dabei aber von einer hohen Zahl nicht entdeckter Fälle aus. Die übertragende Art, die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens), ist in Europa weit verbreitet. Sie auszurotten, ist daher kein möglicher Weg, die weitere Ausbreitung des bisher vor allem in bestimmten ostdeutschen Bundesländern kursierenden West-Nil-Virus noch einzudämmen.

Behauptung: Nach einem harten Winter gibt es weniger Mücken.

Falsch! Einheimische Mückenarten sind gut an das Klima in Deutschland angepasst und damit auch an kalte Winter. Die Deutsche Wildtierstiftung schreibt auf ihrer Website, dass Stechmücken unterschiedliche Überwinterungsstrategien hätten. Mückeneier nähmen bei Frost nur selten Schaden.

Was für Mücken zum Problem werden könne, sei wechselhaftes Wetter im Winter, sagt Kampen. Denn bei Kälte passten Mücken ihren Stoffwechsel den Temperaturbedingungen an. Bei steigenden Temperaturen werde der Stoffwechsel wieder hochgefahren, erklärt der Biologe. Steigen und sinken die Temperaturen also immer wieder, reagiere der Körper der Mücke darauf und das verbrauche Energie.

«Neue Arten, die sich zum Beispiel aus den Tropen hier angesiedelt haben, sind natürlich nicht gut angepasst», sagt der Mückenexperte. Diesen Mücken schade ein vergleichsweise kalter Winter daher mehr.

Stichfeste Fakten zu bekannten Mücken-Mythen (2024)

FAQs

Stichfeste Fakten zu bekannten Mücken-Mythen? ›

genau, Mücken orientieren sich bei der Suche nach ihrer Nahrungsquelle tatsächlich an Gerüchen – und finden häufig Duftnoten gut, die wir vielleicht nicht so unbedingt mögen. Zuallererst werden sie aber vom Kohlendioxid in unserer Atemluft angelockt.

Woher wissen Mücken wo wir sind? ›

genau, Mücken orientieren sich bei der Suche nach ihrer Nahrungsquelle tatsächlich an Gerüchen – und finden häufig Duftnoten gut, die wir vielleicht nicht so unbedingt mögen. Zuallererst werden sie aber vom Kohlendioxid in unserer Atemluft angelockt.

Sind Mücken wichtig für die Welt? ›

So sind Mücken und deren Larven wichtige Beute für andere Tiere. Beispielsweise sind Spinnen, Fische, Amphibien, Libellen und Vögel auf das Vorkommen von Mücken angewiesen. Würden Mücken aus dem Ökosystem verschwinden, so hätte dies für eine Vielzahl von anderen Tieren gravierende Folgen.

Warum sind Mücken wichtig für Menschen? ›

Warum sind Mücken nützlich? Auch wenn man es den Plagegeistern nicht sofort ansieht: Mücken sind sehr nützlich für das Ökosystem und damit auch für den Menschen. Zum einen bestäuben die Tiere viele Pflanzenarten wie zum Beispiel den Kakaobaum. Ohne Mücken gäbe es daher weniger Schokolade.

Was für einen Zweck haben Mücken? ›

Für viele Tiere sind Mücken wichtige Nahrung. Mücken bestäuben Pflanzen, wichtige Pflanzen! Es gibt viele verschiedene Mückenarten, nur ein paar davon wollen unser Blut. Und das schon mal vorweg: Kalte Winter machen Mücken nichts.

Welche Blutgruppe wird nicht von Mücken gestochen? ›

Forscher haben herausgefunden, dass bei der Blutgruppe 0 die Wahrscheinlichkeit, von einer Mücke gestochen zu werden, doppelt so hoch ist wie bei der Blutgruppe B. Die Blutgruppe A erwies sich bei den Mücken sogar als noch unbeliebter als die Blutgruppe B.

Warum stechen die Mücken immer mich? ›

Darum stechen Mücken

Blut ist für die Mückenweibchen besonders wichtig, da es reich an Proteinen und anderen Nährstoffen ist, die sie zur Erzeugung und zum Wachstum der Eier benötigen. Neben dem Geruch können Mücken das ausgeatmete und über die Haut ausgeschiedene Kohlendioxid wahrnehmen.

In welchem Land gibt es am wenigsten Mücken? ›

1. In welchem ​​Land der Welt gibt es keine Mücken?
  • A. Mỹ
  • B. Dänemark.
  • C. Island. Laut der New York Times (einer der größten und angesehensten Zeitungen Amerikas) ist Island einer der wenigen Orte auf dem Planeten, der mückenfrei ist, und niemand scheint wirklich zu wissen, warum. ...
  • D. Mongolei.
Feb 22, 2024

Was mögen die Mücken nicht? ›

Kräuter wie Minze und Eukalyptus, Zitronenmelisse, Thymian, Basilikum, Rosmarin und Lavendel mögen Stechmücken gar nicht. Stellen Sie die Kräuter in Töpfen auf die Fensterbretter und nahe der Eingangstüren auf, damit Mücken im Anflug schon abdrehen und nicht in die Wohnung oder das Haus gelangen.

Bei welcher Temperatur sterben Mücken? ›

Die milden Temperaturen mit zwei bis vier Grad über dem langjährigen Mittel lassen die Mücken immer noch surren und stechen. Normalerweise sterben die Tierchen, sobald die Temperaturen zum ersten Mal in der Nacht auf Null Grad sinken.

Welche Menschen bevorzugen Mücken? ›

Mücken mögen bestimmte Gerüche wie Ammoniak, Harn- oder Milchsäure. Die entstehen, wenn man schwitzt und der Schweiß auf der Haut zersetzt wird. Das ist bei jedem Menschen anders und deshalb locken einige eher Mücken an als andere.

Sind Mücken intelligent? ›

Diese Forschungsarbeit, die in der Fachzeitschrift “Current Biology” veröffentlich wurde, konnte zum ersten Mal unter Beweis stellen, dass Mücken in der Lage sind, zu lernen und sich an Dinge zu erinnern. Stechmücken fliegen nach dem Stich vorsichtig davon, damit sich das Opfer nicht rächen kann.

Warum stechen Mücken nicht im Gesicht? ›

Chemisches Signal zeigt die Blutgruppe an

Die Mücken erkennen die Blutgruppe über ein bestimmtes chemisches Signal auf der Haut. Allerdings zeigen nur 85 Prozent der Menschen dieses Signal auf der Haut auch an. Die restlichen 15 Prozent sind fein raus, sie sind für die Biester unsichtbar, ganz egal welche Blutgruppe.

Was muss man essen um nicht von Mücken gestochen zu werden? ›

Zu Großmutters Hilfsmitteln gehören in der Tat einige Lebensmittel, die erwiesenermaßen Insekten fernhalten können: Neben wirken auch Karotten und Chilischoten. Um ein natürliches Abwehrmittel herzustellen, mischt man einen Teil Knoblauchsaft mit 5 Teilen Wasser in einer kleinen Sprühflasche.

Welche Farbe mögen Mücken nicht? ›

Wie du verhinderst, dass Licht Mücken anlockt

Licht in dem der Gelb, Orange und Rotanteil hoch ist vermindert den Insektenanflug. Denn diese Farbanteile wirken auf die Augen der kleinen Käfer dunkler. Je weniger UV-Anteil im Licht, desto eher bleiben Insekten fern.

Was zieht Mücken besonders an? ›

Menschliche Gerüche locken Mücken an

Auf der Suche nach Blut orientieren sich die Mückenweibchen neben Parfüm und anderen Duftstoffen vor allem am Geruch von Schweiß. Auch Kohlendioxid lockt sie an. CO2 ist in verbrauchter Atemluft enthalten und wird über die Haut ausgeschieden.

Wie findet die Mücke den Menschen? ›

Wenn Mücken Opfer suchen, reagieren sie vor allem auf Duftstoffe – auf den Atem und Körpergeruch von Menschen. Wichtigstes Signal ist das ausgeatmete Kohlendioxid. Das bemerken die Stechmücken noch in 50 Metern Entfernung. Und sie riechen auch unseren Körpergeruch, den Schweiß, die Duftstoffe auf unserer Haut.

Was tun wenn nachts eine Mücke im Zimmer ist? ›

Um die Mücken im Zimmer anzulocken und zu vertreiben, kannst du am Abend daher ein getragenes Kleidungsstück als „Mücken-Köder“ in eine Zimmerecke legen. Wenn sich die Blutsauger dann aus ihren Ecken hervortrauen, kannst du sie in einem Glas fangen und nach draußen transportieren.

Was zieht Mücken an Menschen an? ›

Die Studie konnte bestätigen, dass Mücken den Geruch bestimmter Menschen bevorzugen. Am attraktivsten waren für Mücken die Menschen, die Carbonsäuren wie Buttersäure oder Isovaleriansäure ausdünsten. Diese Stoffe kommen im Schweiß vor, riechen unangenehm und werden an die Luft abgegeben.

Wie finde ich am besten eine Mücke im Zimmer? ›

Finden können Sie Mücken also theoretisch, wenn Sie ein besonders stark nach Schweiß riechendes Kleidungsstück in den Raum legen und warten. Dabei sollten Sie selbst oder andere Textilien in dem Raum jedoch nicht zu stark nach Schweiß riechen. Ebenfalls kann eine selbst gebaute Mückenfalle die Insekten anlocken.

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